Hans Hofmann – Fury: Painting after the War
Wir freuen uns, erstmals Werke des in Deutschland geborenen amerikanischen Künstlers Hans Hofmann (1880-1966) in Großbritannien zu präsentieren. Im Fokus der Ausstellung stehen jene Bilder, die während einer der bedeutendsten Schaffensphasen des Künstlers gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach entstanden sind. Hofmanns angulare Abstraktionen wie »Fury No. 1« (1945) verkörpern die Unsicherheiten dieser Zeit. Mit seinen traktierten Formen beschritt Hofmann einen neuen stilistischen Weg. Parallel dazu wandte er sich weicheren, vieldeutigen Formen sowie dem Action Painting und der gestischen Malerei zu, die charakteristisch für den Abstrakten Expressionismus werden sollten. Diesen Entwicklungen und Experimenten widmet sich die Ausstellung »Fury: Painting after the War«.
Hofmann, dessen Renommee auf seinem Werk und seiner Lehrtätigkeit beruht, gründete 1915 in München seine erste Kunsthochschule. Aufbauend auf den zeitgenössischen Ideen von Cézanne, den Kubisten und Kandinsky, legte er den Grundstein für seine zukünftige Arbeit. Hofmanns charismatische Art und sein praxisorientierter Lehrstil zogen schon bald internationale Studenten von der konservativeren Akademie der Bildenden Künste an. In der Folge traf er auf seine ersten amerikanischen Mäzene. Worth Ryder lud ihn 1930 ein, für ein Sommersemester an der Universität von Kalifornien in Berkeley zu unterrichten. In den beiden folgenden Jahren kehrte er dorthin zurück und zog anschließend nach New York. Dort eröffnete er die Hans Hofmann School of Fine Arts – später auch mit einer Dependance in Provincetown vertreten – und fand Zugang zu den Künstlerkreisen der amerikanischen Avantgarde. Seine Lehrtätigkeit hatte einen wesentlichen Einfluss auf amerikanische Künstler der Nachkriegszeit, darunter Helen Frankenthaler, Joan Mitchell und vor allem Lee Krasner – Künstlerinnen, die später die Bewegung des Abstrakten Expressionismus anführen sollten.
In den 1940er Jahren erfuhr Hofmann auch die Unterstützung mehrerer Schlüsselfiguren der Kunstszene, darunter die renommierten Galeristen und Händler Peggy Guggenheim, Betty Parsons und Samuel M. Kootz. Ein bedeutender Moment in Hofmanns Karriere – er war damals 64 Jahre alt – war seine erste New Yorker Einzelausstellung 1944 in Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century. Für den einflussreichen Kunstkritiker Clement Greenberg bedeutete die Schau einen Durchbruch im Widerstreit der malerischen und der geometrischen Abstraktion, die den abstrakten Expressionismus einläuten sollte. Hofmanns neue Ideen und Formen inspirierten eine Generation von Malern von der abstrakten Figuration bis zur Aktionsmalerei. »Fury: Painting After the War« endet mit »The Blande Interior« (1949), das bereits die Richtung von Hofmanns zukünftigem Werk aufzeigt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er fast zwanzig Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt und gearbeitet und doch vermittelte er das Fundament seiner deutschen Wurzeln und französischen Bildung allen Künstlern, die er unterrichtete. Damit trug er Prinzipien der europäischen Avantgarde in die amerikanische Kunst, die sich damals im Aufbruch befand.
Anläßlich der Ausstellung ist ein Katalog mit einem neuen Essay von David Anfam erschienen.