Cy Twombly – Alles ist Sichtbar und Alles ist Verborgen

Cy Twombly begann bereits 1951 als Student am berühmten ›Black Mountain College‹, das er zusammen mit Robert Rauschenberg besuchte, zu photographieren, zunächst in Schwarz/Weiß-Aufnahmen. Eine Form der Kunst, die er nie aufgegeben hat. Jedoch erst einige Jahrzehnte später haben die Aufnahmen Twomblys in öffentlichen Ausstellungen und Publikationen erste Beachtung gefunden.

Ab 1972 arbeitete Twombly mit einer Polaroid-Kamera SX-70. Im renommierten Atelier Fresson in Savigny-sur-Orge nahe Paris entstanden dann, vergrößert in kleinen Editionen auf matten, weichen Papieren, Drucke in hoher Qualität.

Heute sehen wir Twomblys Photographien als eine neue Form der Sinnlichkeit der geschauten Welt. Die Topoi der Photographien berühren Ereignisse aus dem Alltag, das Betrachten der Formen wechselnder Jahreszeiten in der Natur, Motive aus Twomblys Wohnorten Gaeta am Meer in Süditalien und Lexington, Virginia, Aufnahmen aus dem Studio des Malers, Bilderdetails und Skulpturenfragmente.

Was all diese Aufnahmen stiller Photographien berührt, ist die poetisierte Natur und das ihr Wesenhafte als Gleichnis und Metamorphose. In manchen dieser Formen, die ein Objekt in Nahaufnahme magisch verändern, wenn sie das Destillat vibrierenden Lichts auf ihm ›zeichnen‹, sind wir in die Stimmung versetzt, die das Lesen, die Einsicht eines Haikus in uns auslöst. In den Blumenmotiven und Blüten weben sich die Chiffren des Sommers, Bilder, Momente wie aus dem Dichtergarten, den Marcel Proust beschrieb.

»Alles ist Sichtbar und Alles ist Verborgen« ist die fünfte Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Bastian. Cy Twomblys Photographien befinden sich in zahlreichen bedeutenden privaten wie auch institutionellen Sammlungen und wurden in den vergangenen Jahren in Einzelausstellungen im Kawamura Memorial DIC Museum of Art in Sakura, im Sursock Museum, Beirut, im Château La Coste in Le Puy-Sainte-Réparade sowie im Musée Yves Saint Laurent, Marrakesch gezeigt.

Titel aus dem Gedicht »Zwischen Gehen und Bleiben« von Octavio Paz